Das Ausbildertreffen für Fahrradberufe fand am 27.02.2023 nach mehrheitlicher Abfrage an einem Montag von 10-15 Uhr in der Aula der Heinrich-Kleyer-Schule (HKS) statt und endete mit einem ca. 45minütigen Schulrundgang durch die Unterrichtsräume bzw. Werkstätten. Die Neuauflage (nach 12 Jahren) ergab einen Teilnehmerrekord von 55 Anwesenden. Mit dabei Vertreter der IHK, HWK, Innungsverband Hessen, Bundesfachschule FFM, Prüfungsausschuss HWK Hessen, VSF, unterrichtende Lehrer und natürlich der ausbildenden Fachbetriebe.
Die Agenda sah kurzweilige Redebeiträge vor, die rege Diskussionsfreudigkeit verursachte dann hauptsächlich eine Überziehung von fast 1,5h. Positiv, es ist keiner vorzeitig aus der Aula gegangen, ein großer Erfolg, für ein Büfett war gesorgt. Alle Teilnehmenden der Veranstaltung erhielten zusätzlich ein Protokoll (nach Zustimmung DSGVO konform), alle ausbildenden Betriebe per E-Mail-Verteiler die Basis-Präsentationen über Gesamt 70 Seiten: hier PDF download.
Der Abteilungsleiter Herr Stoßberg betonte die Notwendigkeit einer guten Zusammenarbeit aller an der Ausbildung beteiligten und das sie mit diesem Treffen weiter vertieft und gefestigt werden soll (a.d.Red.- neue Abt.-leiter Herr Pelzer ab 05/2023). Mit der persönlichen Kurzvorstellung aller unterrichtenden Lehrer und Lehrerinnen (LuL) und einem Überblick zur HKS gab es einen vertrauensbildenden Einstieg.
Herr Palmen informierte über die allgemeinen Regeln der Schule und deren Probleme bei der Umsetzung trotzt "Kenntnis", Ausbildungsberufe Fahrrad durch den Rahmenplan/Ausbildungsordnung sowie empfohlene Fachbücher. Alle Informationen stehen übersichtlich auf der Fachbereichs-Website Zweirad unter Ausbildung/Einschulung: https://zweirad.schule/cms/index.php/ausbildung
Herr Blomen erläuterte die Regeln und neuen gesetzlichen Vorgaben zur Fehlzeitenerfassung in der Schule. Die vielen Nachfragen zeigten trotz umfassender Belehrungen (Azubis) und Infoschreiben die unterschiedlichen Auslegungen, da arbeitsrechtlich relevant. Das betrifft die rechtzeitige Beurlaubung 14 Tage vorher (2 Tage persönlich+ 2 Tage betrieblich) und die BELEG-Pflicht bei einer Arbeitsunfähigkeit (in der Schule) ab 1. Tag fehlend. Durch die neue digitale AU über die Krankenkassen werden längere Zeiträume der Übermittlung ohne Mitarbeit der Azubis provoziert. Eine gesetzlich zustehende Kopie beim Arztbesuch für die Schule gefordert, auch im Nachgang, erleichtert die schnelle und unkomplizierte Erfassung. Ansonsten muss der Betrieb innerhalb von 3 Wochen auf Wunsch des Azubis (mit Mehrarbeit) die Arbeitsunfähigkeit, festgestellt durch den Arzt, bestätigen.
Herr Franke informierte über die stetig steigenden Azubizahlen in der Fahrradtechnik der letzten 6 Jahre von 108 auf 263 (2,5fache), Gesamt mit Motorrad von 8 auf 16 Klassen. Der Wechsel von Zweiradmechatroniker:innen zu Fahrradmonteur:innen und umgekehrt mit den dazugehörigen Formalien wurden thematisiert. Gemeinsamer Unterricht trotz unterschiedlicher Inhalte laut Rahmenplan, theoretisch 2 Jahre sogar mit Motorrad, erschweren eine sinnvolle Lerndidaktik. Gerade die Deutschkenntnisse zählen immer mehr zum Hemmnis für eine erfolgreiche Ausbildung. Erleichterungen sind laut Prüfungsordnung nicht vorgesehen. Deutschkenntnisse können immer donnerstags Nachmittag an unserer Schule verbessert werden.
Die vielfältigen Gesprächs- u. Hilsangebote der HKS im fachlichen (Heterogenität), sozialpädagogischen und psychologischen Bereich, vor allem Suchtproblematik und Problemen in Familien, erläuterte Frau Hoffmann-Daimler (Soz.päd + UBUS Kraft). Es wurde schon reichlich davon gebrauch gemacht.
Aus betrieblicher Sicht gab es Vorschläge zu prüfen:
- modulare Ausbildung zur Anerkennung von Teilen der Ausbildung, da immer mehr Seiteneinsteiger, Sprachbarrieren und schulmüde Azubis. Die gewünschte fachpraktische Beschulung kann auf Grund fehlender Lehrerstunden und perspektivisch fehlenden politischen Willen nicht ausgebaut werden. Hier ist die Schule der falsche Ansprechpartner, die Verbände (Arbeitgeber) und Innungen müssen mit der KMK für die anstehenden neuen Rahmenpläne (Schule) und Ausbildungsordnung (Kammern) Konzepte und Inhalte zielführend erarbeiten.
- Auch die fehlende Kommunikation, klassisch über die Azubis, scheint nicht ausreichend zu funktionieren. Alle Informationen stehen aber auf der Website www.zweirad.schule/Ausbildung/Einschulung. Einzelne Problemfälle werden wie immer direkt und persönlich (telefonisch) besprochen. Informationen zum schuljahresbeginn über die Klassenlehrer erscheinen empfehlenswert.
- Blockunterricht versus aktuell Teilzeitunterricht wird kontrovers diskutiert, vor allem nachteilig für Süd- und Nordhessen sowie 20-25% Schulausfall bei nur einem Block.
Einen besonderen Service in der Kommunikation bietet unsere Fachbereichs-Website www.zweirad.schule mit vielen Zusatzinformationen an: Ausbildung/Einschulung in der HKS; Job- u. Ausbildungsbörse, Fort- und Ausbildungen, Gesellenprüfungen, Kontaktdaten aller Ausbildungsbetriebe nach PLZ, HKS-Bikeschule und Schulradeln, Händlerschulungen (Plan), ÜBL (BTZ) und Kontaktdaten Kammern uvm.
Herr Paulus informierte über die Arbeit im Berufs und Ausbildungszentrum FFM (BTZ), auch Meisterschule oder Bundesfachschule genannt. Die Inhalte der 6 überbetrieblichen Lehrgänge (ÜBL), Rahmenbau- und Meisterkurse wurden neu strukturiert. Perspektivisch wurde über den neuen HWK Campus in Rödelheim (FFM) informiert, der eine Vervielfachung und neue Qualität in der Aus- und Fortbildungen im Zweiradbereich bedeutet.
Herr Flaß (HWK) und Frau Böhm (IHK) aus FFM erläuterten kurz ihr Aufgabengebiet.
Herr Claus als Landesinnungsmeister (Vorstand Bundesinnung) berichete über die Aufgaben der Innung. Beim Thema Gesellenprüfung wurde von der Versammlung ein extra Termin dingend ab Herbst 2023 vorgeschlagen, da hier die Zeit nicht ausreichen würde.
Herr Witte konnte umfänglich die Arbeit und Service des VSF in den Mittelpunkt zu stellen. Den externen Lehrgang für angehende Fahrradmonteur.innen fand großes Interesse bei einigen Betrieben, ist jedoch nach Sicht der Kammern nur ein limitierter Sonderweg.
Herr Hirsch führte den abschließende Rundgang durch die Unterrichts- und Sammlungsräumen der HKS. Die moderne Ausstattung unser berufsbildenden Schule, seit 10 Jahren kernsaniert im PPP Programm für 67 Mil. EUR, zeigte anschaulich das Potential, welches es weiterhin gilt zu nutzen.
Nach Rückfragen bei den Betrieben gab es nur positive Resonanzen, eine Wiederholung war im Mittel alle 2 Jahre als sehr wichtig für die Kommunikation und Weichenstellungen in der Ausbildung vorgeschlagen worden.